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Rechtsformen in Deutschland, welche sollte wann gewählt werden?

Rechtsformen in Deutschland wählen In Deutschland gibt es verschiedene Unternehmens- bzw. Rechtsformen, die je nach Geschäftsmodell, Haftungsrisiko, steuerlichen Aspekten und Wachstumsperspektiven gewählt werden sollten.

In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die wichtigsten Rechtsformen mit ihren Vor- und Nachteilen sowie Empfehlungen für Existenzgründer.

1. Einzelunternehmen

Geeignet für: Selbstständige, Freiberufler, kleine(re) Unternehmen mit geringem Risiko

Vorteile:

  • Einfache und kostengünstige Gründung
  • Keine Mindesteinlage erforderlich
  • Direkte Entscheidungsfreiheit ohne Mitgesellschafter (nur ein Gründer / Inhaber)
  • Gewinn fließt direkt an den Unternehmer bzw. auf sein Geschäftskonto

Nachteile:

  • Unbeschränkte persönliche Haftung mit dem Privatvermögen
  • Keine richtige Trennung zwischen Unternehmer und Unternehmen
  • Weniger Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung

Für wen?
Ideal für Solo-Selbstständige, und kleine Gewerbetreibende mit geringem Haftungsrisiko. Ob für die jeweilige Branche ein gewisses Haftungsrisiko besteht (z.B. Bausektor), sollte man am besten selber recherchieren. Es hilft auch zu schauen, welche Gesellschaftsformen ähnliche Unternehmer gewählt haben.


2. Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Geeignet für: Zwei oder mehr Personen, die gemeinsam ein kleines Unternehmen führen möchten

Vorteile:

  • Einfache und günstige Gründung (nur ein formloser Vertrag erforderlich)
  • Keine Mindesteinlage notwendig
  • Steuerlich unkompliziert, Gewinne werden direkt an die Gesellschafter ausgezahlt

Nachteile:

  • Alle Gesellschafter haften unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen
  • Kein eigenständiges juristisches Subjekt (kein eigenes Firmenvermögen)
  • Schwierigkeiten bei der Aufnahme neuer Gesellschafter

Für wen?
Geeignet für kleine Teams, die ein Unternehmen gemeinsam starten, z. B. ein Start-up oder ein Handwerksbetrieb mit mehr als einem Inhaber. Wenn das Unternehmen wächst, sollte eine Umwandlung in eine haftungsbeschränkte Gesellschaft geprüft werden.


3. Unternehmergesellschaft (UG)

Geeignet für: Start-ups, Gründer mit wenig Startkapital, Unternehmen mit Haftungsbegrenzung

Vorteile:

  • Geringes Startkapital (ab 1 €) möglich
  • Haftungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermögen
  • Mehrere Gründer möglich

Nachteile:

  • Pflicht zur Rücklagenbildung bis 25.000 € erreicht sind (dann Umwandlung in GmbH möglich)
  • Geringes Stammkapital kann bei Kunden und Lieferanten unseriös wirken
  • Etwas aufwendigere Buchhaltung als bei Einzelunternehmen

Für wen?
Eine gute Wahl für Existenzgründer, die mit wenig Kapital starten möchten, aber nicht mit ihrem Privatvermögen haften wollen. Ideal für Online-Businesses, Berater oder Technologie-Start-ups.


4. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Geeignet für: Unternehmen mit höherem Umsatz, Start-ups mit Investoren, Unternehmen mit Risikogeschäften

Vorteile:

  • Haftungsbeschränkung auf das Firmenvermögen
  • Seriosität und hohe Akzeptanz bei Geschäftspartnern
  • Klare Regelungen zur Unternehmensnachfolge und Beteiligung von Investoren

Nachteile:

  • Mindeststammkapital von 25.000 € erforderlich (davon 12.500 € bei Gründung einzahlbar)
  • Notarielle Gründung notwendig (Gründungsformalitäten aufwendig)
  • Doppelte Buchführung und höhere Verwaltungskosten

Für wen?
Für Gründer, die ein größeres Unternehmen mit Investoren oder mehreren Gesellschaftern aufbauen möchten. Besonders in Bereichen mit potenziellen Haftungsrisiken sinnvoll (z. B. Bauunternehmen, Medizintechnik, Software-Entwicklung).


5. Offene Handelsgesellschaft (OHG)

Geeignet für: Kaufmännische Unternehmen mit mehreren Gesellschaftern

Vorteile:

  • Alle Gesellschafter können aktiv mitarbeiten
  • Kein Mindestkapital erforderlich
  • Flexibilität in der Geschäftsführung

Nachteile:

  • Alle Gesellschafter haften unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen
  • Jeder Gesellschafter ist einzeln geschäftsführungsbefugt (Risiko von Fehlentscheidungen)
  • Höherer formeller Aufwand als bei einer GbR

Für wen?
Geeignet für Handelshäuser oder Dienstleistungsunternehmen mit mehreren gleichberechtigten Partnern. Aufgrund der Haftung aber oft unattraktiv.


6. Kommanditgesellschaft (KG)

Geeignet für: Unternehmen mit Kapitalgebern, bei denen ein Teil der Gesellschafter nicht aktiv in die Geschäftsführung eingreifen soll

Vorteile:

  • Kommanditisten haften nur mit ihrer Einlage
  • Flexibilität bei der Kapitalbeschaffung
  • Einfache Aufnahme neuer Investoren

Nachteile:

  • Vollhafter (Komplementär) haftet unbeschränkt mit seinem Privatvermögen
  • Relativ komplexe rechtliche Struktur

Für wen?
Geeignet für Familienunternehmen oder Unternehmen mit Investoren, die nicht aktiv mitarbeiten möchten (z.B. Beteiligungsgesellschaften, geschlossene Fonds)


7. Aktiengesellschaft (AG)

Geeignet für: Große Unternehmen mit Kapitalbedarf und Expansionsplänen

Vorteile:

  • Leichte Kapitalbeschaffung durch Aktienausgabe
  • Haftungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermögen
  • Ideal für große Investoren und Börsengänge

Nachteile:

  • Mindestkapital von 50.000 € notwendig
  • Strenge regulatorische Anforderungen und hoher Verwaltungsaufwand
  • Doppelte Buchführung und teure Gründung

Für wen?
Geeignet für größere Unternehmen, die stark wachsen wollen oder Investoren anziehen möchten. Für Existenzgründer meist ungeeignet.


Welche Rechtsform eignet sich für Existenzgründer?

Die Wahl der Rechtsform hängt vom Geschäftsmodell, dem Kapitalbedarf und dem gewünschten Haftungsschutz ab.

1️⃣ Einzelunternehmen: Für Solo-Selbstständige mit wenig Kapital und geringem Risiko (Dienstleistungen, kleine Online-Shops und generell Nebengewerbe).
2️⃣ GbR: Für zwei oder mehr Gründer, wenn ein einfaches und schnelles Geschäftsmodell geplant ist.
3️⃣ UG: Ideal für Start-ups mit begrenztem Kapital, aber potentiellen Haftungsrisiko.
4️⃣ GmbH: Für Gründer, die von Anfang an größere Pläne haben und Investoren gewinnen möchten.

Empfehlung:
Für die meisten Existenzgründer ist ein Einzelunternehmen die beste Wahl. Der Aufwand der Gründung und auch die spätere "Verwaltung" bringen einen großen Vorteil, gerade wenn es sich bei der Selbständigkeit um ein Nebenerwerb handelt.

Vorteilhaft für Gründer ist ebenfalls die  Unternehmergesellschaft, da sie eine geringe Kapitalanforderung mit dem Vorteil der Haftungsbeschränkung verbindet. Sobald das Unternehmen wächst, kann eine Umwandlung in eine GmbH erfolgen.

Jede Rechtsform hat jedoch eigene Vorteile und kann für Gründer geeignet sein.